Dieser Beitrag soll die gedanklichen Hintergründe erhellen, auf deren Grundlage wir unsere Wettkampfregeln aufgestellt haben und zukünftig unsere Ranglisten führen und unsere Titel vergeben werden. Er ist so verfasst, dass er auch von Kindern und Jugendlichen verstanden und nachvollzogen werden kann und erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Präzision.
Um eine Klasse langfristig zu etablieren ist ihre Akzeptanz beim Deutschen Segler Verband erforderlich. Nur als akzeptierte Jugendklasse dürfen wir Deutsche Meisterschaften ausrichten und mit anderen Klassen an den großen Meisterschaften der Segler Jugend wie 2017 in Travemünde teilnehmen. Um dies zu erreichen müssen bestimmte formale Voraussetzungen erfüllt sein. Eine davon ist eine Rangliste nach DSV Standard mit einer Mindestanzahl teilnehmender Crews.
Diese sportliche Akzeptanz ist wichtig, wenn wir uns in Deutschland weiter verbreiten wollen. Die Entscheidung für ein Boot oder eine Bootsklasse fällt nämlich nicht nur auf Grundlage des Spaßfaktors für die Segler oder des Bootspreises. So gammeln in den großen traditionsreichen Segelclubs zwar ganze Flotten von Optis oder Teenies oder 420ern vor sich hin, wogegen sich unsere RS Feva fast nur in jungen Vereinen wie am Wittensee oder in Jemgum sowie in Segelschulen findet. Bei den Faktoren Spass und Preis haben wir die Nase weit vorn, Tradition, Image und sportliche Akzeptanz fehlen uns dagegen noch. Und kein großer Verein wird in eine Flotte investieren, deren sportliche Qualitäten nicht von seinem Verband bestätigt werden.
Solche Entscheidungskriterien gelten natürlich nicht nur für Clubs, sie gelten auch für Eltern. Wenn wir Geld in die Boote unserer Kids stecken, möchten wir auch sportliche Erfolge sehen. Und zwar Erfolge, die auch anerkannt werden.
Offizielle Deutsche Meisterschaften dürfen nur von den Sportverbänden ausgetragen werden, die dem DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) angehören, in unserem Falle also vom DSV. Um im Rahmen des DSV offizielle Meisterschaften austragen zu dürfen, muss eine Klassenvereinigung Mitglied im DSV sein, eine Mindestanzahl registrierter Boote und Segler haben und eine Rangliste nach DSV-Standards führen.
Folgerichtig hat die Deutsche RS Klassen Vereinigung die Aufnahme in den DSV beantragt und führt ab 2017 Ranglisten für Ihre Regattaklassen nach den Standards des DSV.
Ziel ist es, in 2017/2018 die Voraussetzungen zu schaffen, um 2019 offizielle Deutsche Jugend Meisterschaften ausrichten zu können. Diese Meisterschaften werden dann nicht mehr von der KV ausgerichtet, sondern ganz offiziell vom DSV und es gibt keine Preise aus dem Pokal-Supermarkt mehr, sondern offizielle DSV-Medaillen und Urkunden mit Bundesadler und schwarz-rot goldenen Bändchen.
Die meisten formalen Voraussetzungen für die Aufnahme in den DSV haben wir erfüllt. Die Aufnahme wird wohl 2017 erfolgen. Für den Rs Aero konnten wir schon 2016 eine Ranliste auswerten und lassen 2017 die RS Feva und die RS 500 folgen. Der DSV gibt hierfür relativ strenge Vorgaben die hier einmal erläutert werden sollen.
Grundsätzlich müssen wir uns auch klar machen, daß die DSV-Ranglistenverordnung ein Regelgerüst für alle Bootsklassen des DSV ist. Das reicht vom Opti über den 470er und J70 bis zur Hochseeyacht.
Während wir auf einer windreichen Regatta 10 – 12 Wettfahrten zusammenbekommen, reicht es im Hochsee-Bereich oft nur für ein bis zwei Wettfahrten. Während wir eine Wettfahrt mit 45 Minuten schon als lang empfinden, benötigen andere diese Zeit nur um die Segel hoch zuziehen und sind dafür 12 Stunden unterwegs. Während wir in Grönwohld 4 Wettfahrten gewertet haben, sind die Kats in Surendorf nur einmal um die Bucht gekommen. Vor diesem breiten Anforderungsspektrum sind die Regeln des DSV zu sehen und zu interpretieren.
Eine Rangliste nach DSV ist grundsätzlich eine fortlaufende Rangliste, in der die Ergebnisse der letzten 12 Monate gewertet werden. Ranglisten-Sieger ist der(die), der (die) am 30. November eines Jahres vorne steht. Ähnlich kennen wir das aus der Tennis-Weltrangliste, die sogar über mehrere Jahre gewertet wird.
Es wird also nicht am 01. Januar mit 0 neu gestartet, sondern auf den Ergebnissen des Vorjahres aufgebaut. Mit neuen Ergebnissen des aktuellen Jahres werden dann die Ergebnisse des Vorjahres gestrichen. Nach unseren beiden Regatten im April werden also diese Ergebnisse in die Rangliste aufgenommen und die Ergebnisse aus dem letzten April gestrichen (soweit vorhanden).
Unsere Regatten und die ausrichtenden Vereine werden in der Lage sein, alle formalen Anforderungen an eine Ranglistenregatta zu erfüllen. Für die Anerkennung einer Regatta ist aber auch die Zahl der Teilnehmer und der Regattatage relevant. Eine Regatta, die für weniger als zwei Tage ausgeschrieben ist und / oder nicht in mindestens einer Wettfahrt 10 Boote am Start hatte, geht nicht in die Rangliste ein. Alle Segler, die in der Rangliste geführt werden wollen, müssen Mitglied in einem DSV-Verein sein.
Die Anzahl der Wettfahrten, Windgeschwindigkeiten, Wettfahrtdauer und Zeitlimit sind Soll- oder Kann-Bestimmungen und können von uns in den Klassenregeln angepaßt werden. Die Kurse werden von der DSV-Ranglisten-Ordnung ebenfalls nicht geregelt und sind also auch frei definierbar. In diesem System können wir Ranglistenregatten nach unseren Bedürfnissen gestalten. So bevorzugen moderne Skiffklassen wie 29er oder O’pen BIC eher viele kurze Wettfahrten mit schnellen und spannenden Kursen, während andere nur in wenigen Wettfahrten Stunden im Dreieck fahren.
Aus jeder ordnungsgemäßen Ranglistenregatta bringt ein Segler Punkte in die Rangliste ein. Diese sind von der Anzahl der Starter, dem von der KV für die Regatta vergebenen Ranglistenfaktor und natürlich vom eigenen Ergebnis abgängig. Für die Berechnung der Ranglistenpunkte eines Starters, gibt der DSV folgende Formel vor:
RA = F * 100 * ((S+1-X)/S)
Das sieht komplizierter aus als es ist.
RA bezeichnet die Anzahl der Ranglistenpunkte, die dem Starter gutgeschrieben werden.
F ist der Ranglistenfaktor, den die KV für die Regatta vergibt (1,0 bis 1,6).
S ist die Zahl der Boote, die mindestens eine Wettfahrt abgeschlossen haben (Teilnehmer).
X ist der Platz, den der Starter oder das Team in der Regatta insgesamt erreicht hat.
Wenn wir das auflösen, ergibt der Teil vor dem Klammerungetüm wie viele Punkte der Sieger der Regatta bekommt. Der Teil in der Klammer ergibt die Punktzahl, die für jeden folgenden Platz davon abgezogen wird. Bei einer Regatta mit dem Ranglistenfaktor 1,2 bekommt der Sieger so 120 Punkte. Errechnet aus dem Ranglistenfaktor 1,2 * 100 * dem Ergebnis der Klammer (1). Für den Ersten ergibt sich nämlich aus der Auswertung der Klammer immer der Faktor 1.
Teilnehmer (S) +1 – Platz (X=1) = Teilnehmer (S) / Teilnehmer (S) = 1
Für die Folgenden in der Regatta ergeben sich hingegen kleinere Werte, da die Anzahl der Teilnehmer in die Formel einfließt. Je größer das Starterfeld, umso größer der Wert, umso kleiner der Punktunterschied zwischen den verschiedenen Platzierungen. Eine Regatta mit vielen Teilnehmern gibt also mehr Punkte als eine kleine Regatta.
Für den zweiten Platz ergeben sich zum Beispiel in Abhängigkeit der Teilnehmerzahl und der Multiplikation mit dem Ranglistenfaktor (RA=1,2) und 100 folgende Werte:
10 Teilnehmer (S) +1 = 11 – Platz (X=2) = 9 / Teiln. (S = 10) = 0,90 * RA(1,2) *100 = 108,0
15 Teilnehmer (S) +1 = 16 – Platz (X=2) = 14 / Teiln. (S = 15) = 0,93 * RA(1,2) *100 = 111,6
20 Teilnehmer (S) +1 = 21 – Platz (X=2) = 19 / Teiln. (S = 20) = 0,95 * RA(1,2) *100 = 114,0
25 Teilnehmer (S) +1 = 26 – Platz (X=2) = 24 / Teiln. (S = 25) = 0,96 * RA(1,2) *100 = 115,2
In Abhängigkeit von Teilnehmerzahl und Ranglistenfaktor ergibt sich folgende Punktematrix:
Faktor: 1,2 | ||||||
Platz / Starter | 10 | 12 | 15 | 20 | 25 | 30 |
1 | 120 | 120 | 120 | 120 | 120 | 120 |
2 | 108 | 110 | 112 | 114 | 115,2 | 116 |
3 | 96 | 100 | 104 | 108 | 110,4 | 112 |
4 | 84 | 90 | 96 | 102 | 105,6 | 108 |
5 | 72 | 80 | 88 | 96 | 100,8 | 104 |
6 | 60 | 70 | 80 | 90 | 96 | 100 |
7 | 48 | 60 | 72 | 84 | 91,2 | 96 |
8 | 36 | 50 | 64 | 78 | 86,4 | 92 |
9 | 24 | 40 | 56 | 72 | 81,6 | 88 |
10 | 12 | 30 | 48 | 66 | 76,8 | 84 |
12 | 10 | 32 | 54 | 67,2 | 76 | |
15 | 8 | 36 | 52,8 | 64 | ||
20 | 6 | 28,8 | 44 | |||
25 | 4,8 | 24 | ||||
30 | 4 | |||||
Faktor: 1,4 | ||||||
Platz / Starter | 10 | 12 | 15 | 20 | 25 | 30 |
1 | 140 | 140 | 140 | 140 | 140 | 140 |
2 | 126 | 128,3 | 130,7 | 133 | 134,4 | 135,3 |
3 | 112 | 116,7 | 121,3 | 126 | 128,8 | 130,7 |
4 | 98 | 105 | 112 | 119 | 123,2 | 126 |
5 | 84 | 93,3 | 102,7 | 112 | 117,6 | 121,3 |
6 | 70 | 81,7 | 93,3 | 105 | 112 | 116,7 |
7 | 56 | 70 | 84 | 98 | 106,4 | 112 |
8 | 42 | 58,3 | 74,7 | 91 | 100,8 | 107,3 |
9 | 28 | 46,7 | 65,3 | 84 | 95,2 | 102,7 |
10 | 14 | 35 | 56 | 77 | 89,6 | 98 |
12 | 11,7 | 37,3 | 63 | 78,4 | 88,7 | |
15 | 9,3 | 42 | 61,6 | 74,7 | ||
20 | 7 | 33,6 | 51,3 | |||
25 | 5,6 | 28 | ||||
30 | 4,7 |
Das war der erste Streich. Wir wissen nun, wie viele Punkte ein Platz auf einer Regatta für die Rangliste mindestens bringt und daß größere Regatten höher bewertet werden. Das ist dem DSV aber nicht genug. Er multipliziert die oben aufgezeigten Punkte der Ranglistenregatten in Abhängigkeit von der Anzahl der Wettfahrten mit einem Faktor M und nimmt somit M Wertungen pro Regatta in die Rangliste auf. Der Faktor M richtet sich dabei nach der Anzahl der Wettfahrten und Regattatage.
1 Wettfahrt M = 1
2 Wettfahrten M = 2
3 Wettfahrten M = 3
4 oder mehr Wettfahrten M = 4
4 ist der Höchstwert für 2-tägige Regatten.
Erst für 3-tägigen Regatten gilt unabhängig der Anzahl der Wettfahrten der Wert 5
3 und mehr Regattatage M = 5
Dieser Faktor M bestimmt auch die Anzahl der Multiplikatoren mit der eine Regatta in die Rangliste einfließt. Eine Regatta mit M = 3 bringt also 3 mal die Punktzahl in die Rangliste, eine dreitägige Regatta M = 5 bringt 5 mal die Punktzahl in die Rangliste.
Das bedeutet konkret, daß die Punktzahl, die ein Teilnehmer für seine Platzierung bekommt mit diesem Faktor multipliziert wird und dann in die Rangliste eingeht. (120 * 3 = 360 ; 120 * 5 = 600)
So ergibt sich folgende Matrix:
Faktor: 1,2 | M = 3 |
|||||
Platz/Starter | 10 | 12 | 15 | 20 | 25 | 30 |
1 | 360 | 360 | 360 | 360 | 360 | 360 |
2 | 324 | 330 | 336 | 342 | 345,6 | 348 |
3 | 288 | 300 | 312 | 324 | 331,2 | 336 |
4 | 252 | 270 | 288 | 306 | 316,8 | 324 |
5 | 216 | 240 | 264 | 288 | 302,4 | 312 |
6 | 180 | 210 | 240 | 270 | 288 | 300 |
7 | 144 | 180 | 216 | 252 | 273,6 | 288 |
8 | 108 | 150 | 192 | 234 | 259,2 | 276 |
9 | 72 | 120 | 168 | 216 | 244,8 | 264 |
10 | 36 | 90 | 144 | 198 | 230,4 | 252 |
Faktor: 1,2 | Teilnehmer | M = 5 | ||||
Platz/Starter | 10 | 12 | 15 | 20 | 25 | 30 |
1 | 600 | 600 | 600 | 600 | 600 | 600 |
2 | 540 | 550 | 560 | 570 | 576 | 580 |
3 | 480 | 500 | 520 | 540 | 552 | 560 |
4 | 420 | 450 | 480 | 510 | 528 | 540 |
5 | 360 | 400 | 440 | 480 | 504 | 520 |
6 | 300 | 350 | 400 | 450 | 480 | 500 |
7 | 240 | 300 | 360 | 420 | 456 | 480 |
8 | 180 | 250 | 320 | 390 | 432 | 460 |
9 | 120 | 200 | 280 | 360 | 408 | 440 |
10 | 60 | 150 | 240 | 330 | 384 | 420 |
Um überhaupt in der Rangliste geführt zu werden, benötigt ein Teilnehmer nach DSV mindestens 9 Wertungen. Das wären 3 Starts bei Regatten mit Multiplikator (M=3 oder M=4) oder zwei Starts wenn eine Regatta 5 Wertungen hatt und die andere 4. Nach DSV fließen aber auch nur diese besten 9 Wertungen in die Rangliste ein.
Die Rangliste wird nun aber nicht nach der Summe aller Punkte aufgestellt, sondern nach dem Mittelwert aus den besten 9 Wertungen. Die Anzahl der Punkte wird also noch einmal durch 9 geteilt.
Nun wissen wir wie eine Rangliste nach DSV-Standard aufgestellt und geführt wird.
Um als Jugendklasse im DSV anerkannt zu werden, benötigen wir 50 Teams, die mindestens 9 Wertungen in der Rangliste aufweisen. An den Deutschen Meisterschaften dürfen dann alle Crews teilnehmen, deren Skipper mindestens 25 Ranglistenpunkte hat.
Es wird sicher noch eine Zeit dauern,bis wir die Hürde nehmen werden, aber der 29er oder der O’pen BIC haben es auch geschafft. Der O’pen BIC hat dies 2013 in seinem dritten Jahr in Deutschland geschafft. Genügend RS Fevas gibt es in Deutschland. Nun müssen wir sie alle zusammenbringen und miteinander segeln lassen.